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dunkelheit ist der ort für kleine verbrechen,
für schmutzige gedanken, die
der schamlosigkeit des lichts nicht gewachsen sind. gestern habe
ich eine
ausstellung besucht. auf einer monumentalen auf dem boden liegenden
videowand wurden Verschiedene beispiele negativer sexueller erfahrungen
zwischen mann und frau gezeigt. ich stand allein mit einem weiteren
besucher vor dieser projektionsfläche wie vor einer matraze
und ich war
dankbar für die dunkelheit aber je länger die 2 besucher
peinlich
nebeneinander dastanden - der mann an sich hat nicht besonders
gut
abgeschnitten in diesem video - desto schwieriger wurde es, einfach
wegzugehen. denn der zeitpunkt, unbeteiligt weiter zu schlendern,
war
verpasst. jetzt war jede kleinste unserer bewegungen dramaturgisch
an die
eingeblendeten phrasen und bilder gebunden und ich wollte standhalten.
mein
weggehen wäre ein statement zu einer bestimmten männlichen
perversion
gewesen. das video war lang. manchmal wechselte der mann leicht
seine
haltung. mir war als hätte jemand das licht angeschaltet.
elena winkel
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