Roland Nachtigäller Modell 47 (Kugeln sich verfolgend)  

Eintreten: Den Kopf leicht im Nacken, den Körper langsam um die eigene Achse drehend, hängen sich die Augen an die zeitlupenhafte Bewegung einer abgefeuerten Gewehrkugel. Von den Bildrahmen zur Ausschnitt-folge zerteilt zieht sie lautlos ihre Flugbahn über die Monitore. Wenn der Blick sich aufhängt, verschwimmen die Grenzen zwischen innen und außen, zwischen Abbild und Gegenstand; ungehindert scheint das Projektil die Sichtkästen zu passieren, schillernd zwischen tödlichem Geschoß und gemächlich vor den Fenstern dahin-gleitendem Luftschiff. Durchqueren: Blieb das Auge zurück oder überholte es? Aus dem ruhigen Flug wird eine endlose Jagd unter gleichen. Im Stakkato der leuchtenden Bilder schließt sich die statische Verfolgung zum Kreis der Gewalt. Die Matrizen einer pulsierenden Monitorreihe werfen das oszillierende Licht meistenteils leerer Bildschirme direkt ins Zentrum des Raumes, auf das eigentliche Opfer. Austreten: Der Lichtraum implodiert zur Vision, zu einer Versuchsanordnung aus Pappe, liebevoll gesägt, geklebt und montiert. Eine Idee, von der papiernen Skizze des Konzepts in die Realität des Modells überführt und dann sich selbst überlassen - die Welt in der Plastiktasche, der Kopf als Projektionsraum ...

Roland Nachtigäller