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Als Museumsbesucher stehen wir staunend vor dem
"Modell 3" des Künstlers Ralf Peters: Kann es sein,
daß die Verpackungsfolie nicht rechtzeitig vor Ausstellungsbeginn
enfernt wurde? Der Zusatz-Titel Talk läßt an eine Multimedia-Installation
denken, stattdessen werden wir mit Papp-Monitoren konfrontiert,
auf denen Standbilder bekannter Talkshow-Gäste geklebt sind.
Zur Installation gehört ein Text des Künstlers, der
die Verwirrung komplettiert. Peters beschreibt das Werk als miteinander
"kommunizierende" Monitore, bei denen immer die Zuhörenden
der Talk-/Monitor-Runde zu sehen seien, während der Monitor
des jeweils Redenden sich uns als schwarzes Bild präsentiere.
Also gibt es doch das realisierte Kunstwerk? Wir haben das realisierte
Kunstwerk mit all seinen Widersprüchlichkeiten vor Augen.
Konstituiernder Teil des Werkes ist der Zustand des Prozesses;
die virtuelle Multimedia-Installation existiert (noch) nicht.
Ralf Peters spielt mit uns und unseren Wahrnehmungsmechanismen
- erwarten wir doch in den hehren Ausstellungsräumen eines
Museums gut präsentierte Kunst mit wissenschaftlich fundierten
Begleittexten, die den Zugang zu dem Werk erleichtern. Ein in
Folie gepacktes Papp-Modell läßt den kunstinteressierten
Betrachter allerdings stutzen, erwartet man doch bei Medien-Installationen,
die wie hier der Titel Talk ein akustisches Erleben in Aussicht
stellen, einen synästhetischen Kunstgenuß, bei dem
die Sinnesorgane Auge und Ohr gleichermaßen bedient werden.
Das kokonartig eingehüllte Werk erzeugt dagegen eine eigene,
virtuelle Realität, die verschiedene Zustände gleichzeitig
denken läßt: Das Modell der traditionellen Skizze nicht
unähnlich, die Ver-packung, die die Notwendigkeit des Transportes
von einem musealen Ort zum nächsten verdeutlicht und das
dem Modell inhärente Potential der technischen Realisierung
dieser Videoinstallation. Kommunikation ist Gegenstand dieser
inszenierten, aber eben doch stumm bleibenden Talkrunde. Letztlich
handelt es sich um einen mentalen Dialog zwischen dem Denk-Modell
und dem Betrachter. Eine Frage bleibt im (musealen) Raum stehen:
Was ist Realität und was sind nur Reflektionen unserer selektiven,
durch die Medien bestimmten Wahrnehmung?
Christiane Ladleif
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