Raimund Kommer Modell 10 (Sich filmende Kameras)  

Ein Zweizeiler aus den sechziger Jahren kommt mir bei der Ansicht des Modells der sich filmenden Kameras in den Sinn:

"Was gibt es Schöneres auf Erden, als als Filmer selbst gefilmt zu werden?"

Wer weiß, vielleicht hatte Ralf Peters ja diese rhetorische Frage im Kopf, als er sein Modell einer Installation entwarf. Er entwickelt die Maxime des Textes einen Schritt weiter und variiert sie. Der menschliche Filmer wird entbehrlich, und nur die Technik bleibt übrig. Die Apparatur, die sich selbst filmt, ermöglicht gleich doppeltes Filmen und Gefilmt-Werden. Die Kamera filmt, je nach Licht-Einstellung, sich selber (im Spiegel) oder das Gegenüber (durch einen semitransparenten Spiegel). Im ersten Fall weicht Peters vom sich reimenden Zweizeiler ab, und das Selbstreferen-tielle wird auf die Spitze getrieben. Das ist im Vers so nicht vorgesehen, möglicherweise, weil der Reim nicht zustande gekommen wäre. Der Satz müßte dann lauten:

"Was gibt es Schöneres auf Erden, als sich als Filmer selbst zu filmen?"

Über den Inhalt könnte man diskutieren, und jeder Narziß würde ihm zustimmen, wegen der Form wäre der Satz jedoch kaum länger im Gedächnis geblieben.

Raimund Kommer