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Wenn unter Respekt Rücksicht oder Achtung zu
verstehen ist, behauptet dieser Begriff das Relationale als Eigentliches.
Modell 48 zwingt mich dazu, den Raum als ein Gegenüber wahrzunehmen,
der Weg ist mir zwar nicht verstellt, aber es sind meinen Schritten
deutlich Grenzen gesetzt. Holzstangen, die strahlenförmig
zwischen einen Raum im Raum abgrenzenden Stell-wänden und
den Raumwänden verspannt sind, rufen in mir Aufmerksamkeit
hervor, mit Vorsicht den Raum zwischen den Stangen treffen zu
wollen und nicht auf eine Stange zu treten, auszurutschen, mir
weh zu tun. Der Raum oder vielmehr die Abfolge der Stangen kontrolliert
meine Bewegung. Warum aber hält mich die Kontrolle meines
Schrittes nicht davon ab, mich überhaupt weiter in diesen
Raum zu begeben? Es ist die Neugier. Ich will wissen, was sich
hinter den Wänden des Raumes im Raum Heiliges verbirgt. Fast
wie ein Pilgerweg erscheint der Weg dorthin, um so mehr als die
Stangen, die am Anfang noch in breitem Abstand gelegt sind, mir
noch Spielraum gewähren, in der zunächst uneinsichtigsten
Ecke des Raumes dann aber so gedrängt nebeneinander liegen,
daß ich auf sie treten muß, es bleibt mir keine Wahl.
Erst kurz vor dem Ziel, den Raum im Raum betreten zu können,
bekomme ich wieder mehr Raum zur Verfügung. Dann trete ich
in den Raum, in seine Leere, und werde das dumme Gefühl nicht
los, dass einmal mehr der Weg das Ziel war: den Raum als Raum
wahrzunehmen, in seiner Be- und Unbegrenztheit.
Andrea Klier
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