Andrea Klier Modell 48 (Respekt)  

Wenn unter Respekt Rücksicht oder Achtung zu verstehen ist, behauptet dieser Begriff das Relationale als Eigentliches. Modell 48 zwingt mich dazu, den Raum als ein Gegenüber wahrzunehmen, der Weg ist mir zwar nicht verstellt, aber es sind meinen Schritten deutlich Grenzen gesetzt. Holzstangen, die strahlenförmig zwischen einen Raum im Raum abgrenzenden Stell-wänden und den Raumwänden verspannt sind, rufen in mir Aufmerksamkeit hervor, mit Vorsicht den Raum zwischen den Stangen treffen zu wollen und nicht auf eine Stange zu treten, auszurutschen, mir weh zu tun. Der Raum oder vielmehr die Abfolge der Stangen kontrolliert meine Bewegung. Warum aber hält mich die Kontrolle meines Schrittes nicht davon ab, mich überhaupt weiter in diesen Raum zu begeben? Es ist die Neugier. Ich will wissen, was sich hinter den Wänden des Raumes im Raum Heiliges verbirgt. Fast wie ein Pilgerweg erscheint der Weg dorthin, um so mehr als die Stangen, die am Anfang noch in breitem Abstand gelegt sind, mir noch Spielraum gewähren, in der zunächst uneinsichtigsten Ecke des Raumes dann aber so gedrängt nebeneinander liegen, daß ich auf sie treten muß, es bleibt mir keine Wahl. Erst kurz vor dem Ziel, den Raum im Raum betreten zu können, bekomme ich wieder mehr Raum zur Verfügung. Dann trete ich in den Raum, in seine Leere, und werde das dumme Gefühl nicht los, dass einmal mehr der Weg das Ziel war: den Raum als Raum wahrzunehmen, in seiner Be- und Unbegrenztheit.

Andrea Klier