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Wer ich bin, in der Manege
Der Rundlauf der Welt gebiert Ungeheuer. Auf- und
abschwellende
Bocksgesänge der Gewalt besingen den Gründungsakt der
Zivilisation: Kein
klopft auf Abel die Theorie und Praxis fest! Mord und Totschlag
vs. Gebot
und Verbot. Seitdem treibt es den Engel der Geschichte mit vor
Schreck
aufgerissenen Augen aus dem Paradies, von einem Sturm vorangetrieben,
den
wir Fortschritt nennen, der uns allen Sinn verdreht und den Engel,
rückwärts auf die Trümmer und Toten schauend, über
die Gegenwart hinaus in
die Zukunft trägt. Nichts kann er mehr zusammenfügen,
die Trümmer nicht und
auch die Toten kann er nicht mehr zum Leben hin erwecken. Sein
Blick ist
gläsern, seine Augen gehören der Kontrollmacht: Es sind
Monitore, die genau
verzeichnen, wer seit dem Verlust ursprünglicher, paradiesischer
Mitte im
Zentrum steht: Täter und Opfer! Der eine kann ohne den anderen
nicht sein.
Das Sein aber steht im Zentrum, das Ich in der Mitte. Aber: Wer
bin ich,
woher komme ich, wohin gehe ich, wenn ich nur werden kann, was
ich bin und
mir, wankend angesichts der Verzweiflung mißlingender Selbstrechtfertigung,
nur der Rundlauf bleibt?
Harald Justin
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