Frank Barth Modell 56 (Mordszenen)  

Splatter

Soweit ich mich erinnern kann, jeder Samstag war früher Bade- und ist seit langem nun schon Duschtag1). Ich dusche zwar auch an anderen Tagen, aber ein Samstag ohne Brausebad? Nie2)! Samstag morgens höre ich gern im Deutschlandfunk die von wechselnden Kulturträgern moderierte Sendung "Klassik, Pop etcetera"3). Neulich Samstags wurde mir mulmig unter der Brause. Der Moderator legte die Filmmusik zur Duschszene aus Hitchcocks 'Psycho' auf 4). Es lief aber alles gut ab.

1) Nietzsche prophezeit 1883 im Zarathustra: "Wir haben das Glück erfunden - sagen die letzten Menschen und blinzeln. Kein Hirt und keine Herde! Jeder will das Gleiche. Jeder ist gleich."

2) Gurdjieff bezeichnet 1950 die conditio humana des domestizierten, auf die Regelkreise seiner Gewohnheiten festgelegten Primaten als "Schrecken der Situation".

3) McLuhan schreibt 1951: "Das mag es wohl auch sein, was Leute in die Todesshows auf die Rennbahnen zieht und die Zeitungen und Zeitschriften mit Nahaufnahmen von Executionen, Selbst-morden und zerquetschten Körpern füllt. Ein metaphysischer Hunger danach, alles sexuell zu erfahren und für einen Moment höchster Erregung dem Geheimnis das Herz herauszureißen. ... Der überwiegende Teil heutiger Betriebsamkeit um 'menschliche Schicksale' und 'wahre Geschichten' trägt die Fratze des Ghuls oder des Vampirs. Das ist wahrscheinlich die Bedeutung der populären Schlag-worte von der' dreckigen Wäsche' oder dem 'geheimen Insidertip'. ... Diese Trance scheint das weitverbreitete Bilderbündel von Sex, Technologie und Tod ununterbrochen weiterwuchern zu lassen - das ist das Geheimnis der mechanischen Braut."

4) Manfred Geier erklärt 1999 in 'Vorspiel mit Lara Croft': "Das Superweib mit seinem überproportionierten Busen, das den Spielern als Projektionsfigur zur Verfügung steht, scheint stärkere sexuelle Phantasien hervorzurufen, als reale Frauen. Diese Verschiebung brachte das Model Nell McAndrew auf die Idee, sich als fleischgewordenes Double des Cybergirls in Scene zu setzen. Sie lebt von den Phantasmen, die durch das künstliche Pixelwesen erzeugt worden sind. Mit dieser Umkehrung, die das virtuelle vor das hyper-reale Model stellt, ist 'Lara Croft' zum Sinnbild einer epochalen Situation geworden, die nicht mehr klar und deutlich zwischen Original und Ersatz zu unterscheiden erlaubt. Fake ist der gemeinsame Nenner, auf dem sie einen verschlungenen Tanz aufführen, bei dem <künstliche< Modelle die Führung übernommen haben und ihre >natürliche< Partner in einen zunehmenden Taumel versetzen.

Frank Barth